14. Juli 1993
von | Start | nach | Landung | Dauer |
Lézignan-la-Cèbe | 08:02 | Perpignan-Rivesaltes | 08:43 | 0:41 |
Perpignan-Rivesaltes | 10:25 | Außenlandung Sabadell | 12:55 | 2:30 |
Von Lézignan-la-Cèbe nach Perpignan-Rivesaltes
Dieser Tag begann harmlos, sollte sich aber zu einem der denkwürdigsten meiner fliegerischen Karriere entwickeln.
Gegen 10 Uhr Ortszeit startete ich nach einem guten Frühstück und mit vollem Tank in Lézignan-la-Cèbe. Von hier aus ging es zunächst ans Mittelmeer, und von dort immer entlang der Küste nach Perpignan-Rivesaltes. Das war für mich spannender, als es sich zunächst anhört – denn es sollte meine erste Landung auf einem internationalen Verkehrsflughafen werde. Zwar war ich schon häufig auf Flugplätzen mit Kontrollzonen gelandet. Und auch eine kurze Runde um die Alster, manchmal auch mit einem low approach auf die 33, waren schon lange nichts besonderes mehr. Aber die hohen Landegebühren in Hamburg hatten dafür gesorgt, dass ich dort noch nie gelandet war. Nun also: Perpignan… KUBA hatte dafür extra noch einen Transponder bekommen, denn das gehörte damals zur geforderten Mindestausrüstung für das Anfliegen von französischen Verkehrsflughäfen.
Anflug und Landung in Perpignan verliefen völlig unkompliziert. Auch trieb man hier keinen unnötigen Aufwand für so kleine Flugzeuge – ich wurde per Funk zur Abstellfläche dirigiert – und das war’s.
Ich kümmerte mich also zunächst um das Bezahlen der Landegebühren, was nicht etwa an gut zugänglicher Stelle beim AIS, also mit Zugang vom Vorfeld aus, zu erfolgen hatte – sondern bei der Information im Abfertigungsgebäude.
Dann besorgte ich mir eine Wetterberatung im MET-Office. Alles deutete auf optimale Flugbedingungen für meine nächste Strecke hin, die mich nach Sabadell bei Barcelona führen sollte. Angenehme Temperaturen, gute Sicht, kein Wind – so der Meteorologe. Mein Glaube an soclche Vorhersagen sollte noch im Laufe dieses Tages stark abnehmen…
Nun musste ich noch den Flugplan für den Grenzüberflug aufgeben. Das gestaltete sich dank der freundlichen Hilfe der Herren vom AIS sehr einfach.
Da die Strecke nach Sabadell nich all zu lang war, der Meteorologe Windstille vorhersagte, und ich gerade einmal 40 Minuten aus dem Tank herausgeflogen hatte, entschied ich mich, nicht zu tanken.
Das war ein folgenschwerer Fehler. Und leider nur der erste an diesem Tag….
Von Perpignan-Rivesaltes nach Sabadell – aber nur beinahe !
Auf der Strecke nach Sabadell erwarteten mich der Grenzüberflug nach Spanien und das Durchfliegen der VFR-Korridore um Barcelona herum. Es war also klar, dass es viel zu tun geben würde…
Ich machte mich also startklar, meldete mich bei der Flugsicherung und bekam zügig meine Rollfreigabe zur Bahn. Dort ließ man mich dann eine gefühlte Ewigkeit lang mit laufendem Motor warten, weil eine Linienmaschine im Anflug war. Der dabei verbrannte Sprit sollte mir später fehlen…
Irgendwann durfte ich dann auch los. Es gab zwei mögliche Routen: entweder entlang der Autobahn durch die Pyrenäen, oder entlang der Küste an den Pyrenäen vorbei. Die Flugsicherung lotste mich zum Verlassen der Kontrollzone an die Küste, und so blieb ich dort.
Diese Route war ein wenig länger, als die Strecke entlang der Autobahn… und so verbrannte ich schon wieder mehr Sprit als unbedingt notwendig…
Ich flog entlang der Küste, vorbei an Cerbère, Portbou, dem Golf von Rosas und Playa de Aro, Tossa del Mar und Blanes.
Der Flug zog sich hin – es ging nur langsam vorwärts. Entgegen der Vorhersage des Meteorologen aus Perpignan – Windstille – waren kleine Schaumkronen auf den Wellen zu sehen. Ausweichflugplätze, Möglichkeiten zum Tanken – Fehlanzeige. So langsam stellte sich ein dummes Gefühl in der Magengegend ein….
Und der Sprit wurde weniger…
Etwa auf Höhe von Mataró war dann endgültig klar, dass die ganze Angelegenheit äußerst kann würde. Auf der verbleibenden Strecke nach Sabadell wollte ich eigentlich entlang von Straßen und Eisenbahnen navigieren – dafür war nun keine Zeit mehr. Und an GPS war zu dieser Zeit ja noch nicht zu denken. Also bat ich Barcelona Approach um Hilfe.
Ich rief Barcelona Approach, schilderte mein Problem, und bat um eine Radarführung auf möglichst gerader Strecke nach Sabadell. Dank des Transponders, den ich ja eigentlich nur wegen der französischen Kontrollzonen an Bord hatte, war das natürlich rein technisch gesehen kein Problem. Nur – gemacht hatte ich das auch noch nie. Aber man half mir sehr freundlich weiter, lotste mich auf gerader Linie durch die Hügel in Richtung Sabadell, und verabschiedete sich erst, als ich den Platz in Sicht hatte.
Ich meldete mich beim Tower von Sabadell und bekam natürlich sofort die Freigabe für eine Landung auf kürzestem Weg.
Kurz danach spotzte der Motor ein wenig und ging aus.
Eine wirklich dumme Situation. Ich teilte dem Tower das mit. Falls man dort besorgt war, vermied man zumindest, mich das merken zu lassen. Ich flog zunächst weiter, merkte aber schnell, dass es sehr knapp werden würde…
Thermik ? Fehlanzeige…
So entschied ich mich dann zur Außenlandung. Ich fand einen Acker am Stadtrand, ein abgeerntetes Getreidefeld. Kurze Info an den Tower, Landeeinteilung. Landung mit Rückenwind auf dem Acker. Mit Rückenwind war der Acker kurz – aber ausreichend. 30, 40 Meter waren über bis zur Hauptstraße.
So hatte ich mir meine erste Landung in Spanien nicht vorgestellt.
Ich meldete mich beim Tower, und teilte mit, dass – im weitesten Sinne – alles in Ordnung war. Irgendwie war man dann offenbar doch erleichtert. Kurze Zeit später überflog einen Motormaschine „meinen“ Acker, um nach dem Rechten zu schauen. Und nach ein paar weiteren Minuten kam ein Hubschrauber der Feuerwehr vorbei. Ich winkte Ihnen zu, sie schauten ein Bisschen, und weg waren sie….
Eine Weile später tauchte die Polizei auf – ganz konventionell, mit dem Auto.
Ich musste also mein mittlerweile etwas eingerostetes Spanisch unter schnellstens wieder herauskramen, und den Polizisten erklären, was passiert war. Die stellten erst einmal jemanden ab, um KUBA zu bewachen, und verfrachteten mich in eine Kneipe. Dort erörterten wir die Möglichkeiten – Start vom Acker oder KUBA zerlegen ?
Ich entschied mich für den Start vom Acker. Also besorgten meine freundlichen Helfer mir 10 Liter Benzin. Alle meine Habseligkeiten luden wir in den Polizeiwagen um, um KUBA für den Start so leicht wie möglich zu machen. Wir schoben den Motorspatzen ganz an den Ackerrand – ein leichter Wind stand genau auf der improvisierten Bahn. Ich instruierte die Polizisten noch. mich ein wenig anzuschieben. Dann wollte ich den Versuch wagen, setze mich in den Flieger… und der sprang nicht an.
Mit dem Handanlasser unter spanischer Nachmittagssonne quälte ich mich eine Weile lang ab. Nichts ging. Nicht eine Zündung. Der Motor wollte nicht.
Nach einer Weile war ich total kaputt. Meine Helfer wurden ungeduldig – einige hatten schon längst Feierabend. Eine Entscheidung musste also her.
Wir luden die Einzelteile neben dem Gebäude der Flugplatzfeuerwehr ab. Die Polizei entschwand so schnell, wie Sie am Acker aufgetaucht war – und ich brachte meine ganzen Kleinteile für die Nacht unter.
Irgendwann abends, nach einem Tag, der sich endlos lang anfühlte, fuhr mich einer der Angestellten der Flugplatzfeuerwehr in die Stadt zu einem Hotel. Als ich dort eincheckte, lief im Radio ein Bericht über ein Flugzeug, das am Stadtrand notgelandet war…